Rotes Café: „Internationale Solidarität! Ein sozialdemokratischer Blick nach Griechenland“
Griechenland ist zum Symbol für die wirtschaftliche und soziale Krise in Europa geworden. Massive Einsparungen haben breite Teile der Bevölkerung in Armut und Elend gestürzt, die Rechte von ArbeitnehmerInnen und Gewerkschaften wurden massiv beschnitten. Besonders betroffen von der neoliberalen Sparpolitik in Griechenland ist das Gesundheitssystem. Angesichts der immer dramatischeren Situation der griechischen Bevölkerung – das heißt in erster Linie der ArbeitnehmerInnen – kann eine Lösung mit sozialdemokratischer Handschrift nur auf internationaler Solidarität aufbauen. Dabei ist allerdings auch ein differenzierter und kritischer Blick auf die Rolle der PA.SO.K, der „sozialdemokratischen“ Partei Griechenlands gefragt.
Am 09.10.2013 war Katerina Notopoulou von der Klinik der Solidarität in Thessaloniki im Roten Café der FSG-Hausfraktion in der GPA-djp zu Gast, um über die Entwicklungen und die aktuellen Zustände in Griechenland zu berichten.
Ihre Berichte vermittelten nicht nur ein genaueres Bild der Lage in Griechenland, sondern vor allem auch ein Schreckensszenario. (Siehe auch PPPs unten!) Ein Beispiel wie die Preisliste für unterschiedliche Behandlungen in Krankenhäusern, in denen unter anderem für Entbindungen bezahlt werden muss, wird zum Symbol der – kurz gefasst – durch die EU-Troika verursachten Katastrophe. Dass und inwieweit an dieser autoritären und neoliberalen Krisenbearbeitung in Griechenland auch die Regierungen anderer EU-Staaten Anteil haben war Gegenstand der an den Bericht anschließenden Diskussionen. Allen Anwesenden waren sich einig, wie wichtig es ist, sich einen über das in den Medien mehrheitlich vermittelte Bild der Krise in Griechenland hinausgehenden Überblick zu verschaffen. Zwei Empfehlungen zu positiven Beispiele der Berichterstattung, die dem Mainstream des „Die Griechen haben über ihren Verhältnissen gelebt und müssen jetzt sparen“ widersprechen sind hier zu finden:
„Europa – Sozialstaat ade“ (ORF-Weltjournal vom 03. Juli 2013)
Hier wird nach Hintergründen der Krise gesucht und der Bogen von den Zuständen in Griechenland bis zum Problem der Leiharbeit in Deutschland gespannt: „WELTjournal-Reporterin Christa Hofmann hat sich das Phänomen im wirtschaftlich stärksten und im wirtschaftlich schwächsten EU-Land angesehen: in Griechenland, wo mittlerweile fast die Hälfte der Bevölkerung nicht mehr krankenversichert ist – und in Deutschland, wo sich die jüngsten guten Wirtschaftsdaten auf Billiglöhnen und prekären Arbeitsverhältnissen begründen.“
„Eine griechische Tragödie: Kein Geld für den Arzt“ (Ö1-Journal Panorama-Beitrag vom 02. Dezember 2013)
„In letzter Zeit mehren sich positive Meldungen über die Wirtschaftslage in Griechenland. Es sei kein hoffnungsloser Fall mehr, heißt es, und tatsächlich hat das Land zuletzt bessere Wachstumszahlen erzielt als erwartet und ist bei der Reduzierung des staatlichen Defizits vorangekommen. Doch der Preis dafür ist hoch: So sind schätzungsweise 40% der Griechinnen und Griechen nicht mehr krankenversichert. Der Ausweg für sie sind ärztliche Einrichtungen mit ausschließlich freiwilligen ehrenamtlichen Helfern, etwa die ‚Klinik der Solidarität‘ in Thessaloniki. Ein Lokalaugenschein.“
Weitere Informationen zur Situation in Griechenland, insbesondere des Gesundheitssystems und der Klinik der Solidarität sowie auch des Rechtsrucks und des Erstarkens faschistischer Bewegungen:
Noch ein Lesetipp: „Notopoulou: ‚Manche sterben, weil sie nicht behandelt werden‘ (Josef Achleitner, Öberösterreichische Nachrichten, 17. Dezember 2013)