Auf den Spuren der ArbeiterInnenbewegung in der Ersten Republik

Vom Jännerstreik 1918 zum Februar ’34 – ein Stadtspaziergang auf den Spuren der ArbeiterInnenbewegung der Ersten Republik

Foto: GPA-djp Archiv

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Die Gewerkschaftsbewegung blickt auf einen langen mühseligen Weg der Demokratisierung und Emanzipation der ArbeitnehmerInnen zurück. Wichtige Errungenschaften wie der Kollektivvertrag und die Mitbestimmung in wichtigen betrieblichen und gesellschaftlichen Anglegenheiten zu Gunsten unserer KollegInnen haben ihren Ursprung im oftmals aufopfernden Einsatz unserer Vorfahren.

Dass dieser Weg nicht nur über unzählige Arbeitskämpfe führte, sondern auch mit Verfolgung und Ermordung von GewerkschafterInnen verbunden war, wird besonders anhand der Ereignisse in der Zwischenkriegszeit nachvollziehbar. Am 12. Februar 1934 eroberte der Austrofaschismus die letzten Bastionen der ArbeiterInnenbewegung. Mit der Niederschlagung des Februaraufstands wurde ein Schlussstrich unter die demokratische Republik gezogen.

Dieser geschichtliche Stadtspaziergang widmet sich eingehend der Geschichte der ArbeiterInnenbewegung in der Ersten Republik.

Die Stationen

Auf folgenden sechs Stationen soll der Weg vom Ende der Monarchie bis in den Februar ’34 nachvollzogen werden (nähere Informationen zu den einzelnen Stationen siehe unten!):

  1. Konzerthaus – Jännerstreik und Friedensbewegung
  2. Parlament – Entstehung der Republik und Rätebewegung in Österreich
  3. Schmerlingplatz – Justizpalastbrand
  4. Rathaus – kommunale Politik in Wien
  5. Universität Wien – Kampffeld Uni
  6. Karl-Marx-Hof – kommunaler Wohnbau und Februaraufstand

Abschließend steht ein Besuch in der Dauerausstellung „Das Rote Wien“ im Waschsalon Karl-Marx-Hof auf dem Programm.

Details zu den einzelnen Stationen:

1. Konzerthaus / Eislaufverein

Im November 1917 organisierte die Sozialdemokratie im Wiener Konzerthaus ihre bis dahin größte Friedenskundgebung gegen den Ersten Weltkrieg. Unter dem Eindruck der Nachricht der siegreichen Russischen Revolution wurde daraus der Startschuss für die revolutionäre Bewegung in Österreich. Im Jänner 1918 erschütterte ein Generalstreik, mit dem die Arbeiterschaft gegen Hunger und Krieg protestierte, die Monarchie. Im ganzen Land bildeten sich Arbeiterräte.
Wir wollen an dieser Stelle die Rolle der Arbeiterschaft im Kampf gegen den Krieg beleuchten und der Frage nachgehen, welche politischen Traditionen damals in der österreichischen ArbeiterInnenbewegung wirkten.

2. Parlament

Am 12. November 1918 wurde die Erste Republik ausgerufen. Vor dem Parlament kam es zu einer Massendemonstration, um das Ende der Monarchie zu feiern. Dieser Tag war aber auch gekennzeichnet von Versuchen kommunistischer Arbeiter sowie der in der nahe gelegenen Stiftskaserne stationierten Soldatenräte, in Wien eine Räterepublik zu proklamieren. Dieser Versuch scheiterte jedoch. Trotzdem waren die kommenden Monate von einer Art Doppelherrschaft zwischen der offiziellen Regierung und der Rätebewegung gekennzeichnet.
Bei dieser Station wollen wir auf die frühen Jahre der Ersten Republik eingehen, in der als Nebenprodukt der Revolution die Grundlagen des österreichischen Sozialstaates gelegt wurden. Wir wollen auf die Rolle der Rätebewegung, der Vorläuferin des späteren Betriebsratswesens, genauso eingehen wie auf die der Volkswehr, dem ersten militärischen Verband der Republik.

3. Schmerlingplatz
Eines der wichtigsten Ereignisse der Ersten Republik ist der so genannte Justizpalastbrand. Am 15. Juli 1927 fing das Symbol der Klassenjustiz Feuer, die Demonstration wurde aufgelöst und dabei wurden mehr als 80 DemonstrantInnen getötet. Ausgelöst wurden die Demonstrationen durch ein Urteil im „Schattendorfer Prozess“. Zwei Angehörige einer Frontkämpfervereinigung hatten auf eine Demonstration des Republikanischen Schutzbunds geschossen und wurden frei gesprochen. Gegen dieses Urteil organisierten sich massive, spontane Proteste.
Bei dieser Station sollen die Auseinandersetzungen zwischen Schutzbund und faschistischen Gruppen sowie das Justizsystem thematisiert werden.

4. Rathaus
Bei den Gemeinderatswahlen 1919 erlangte die ArbeiterInnenbewegung über ihrer politische Fraktion, die Sozialdemokratie, erstmals die Mehrheit in Wien. Das war die Geburtsstunde des Roten Wiens. Das Wiener Rathaus wurde somit zum Zentrum eines einzigartigen und international viel beachteten Reformprojekts.
Wir wollen über die sozialen Leistungen des Roten Wien berichten und einen Überblick über das intellektuelle Leben im Umfeld des damals in der Sozialdemokratie dominierenden Austromarxismus geben.

5. Universität Wien
Die Universitäten waren in den 1920er und 1930er Jahren stark umkämpft. Auf der einen Seite standen die schlagenden Burschenschaften und die Verbindungen des Cartellverbands, auf der anderen Seite sozialistische und jüdische Studierende, die von ersterer Gruppe verfolgt und verprügelt wurden.
Hier soll der Geschichte der „liberalen“ Burschenschaften, die „immer schon für die Demokratie gekämpft haben“ auf den Zahn gefühlt werden. Gleichzeitig sollen linke Gruppierungen an der Universität und deren Widerstand gegen den Faschismus thematisiert werden.

6. Karl-Marx-Hof
Der Karl Marx Hof ist mit 1,2 Kilometern der längste zusammenhängende Wohnbau der Welt. Darüber hinaus hat er durch die Februarkämpfe ’34 Berühmtheit erlangt. Er gilt als einer der umkämpftesten Bauten und konnte nur durch Artilleriebeschuss erstürmt werden.
An Hand des Karl Marx Hofs wird die Niederlage der ArbeiterInnenbewegung in den Auseinandersetzungen und Kämpfen der Zwischenkriegszeit geschildert. Gleichzeitig wird hier auch das Aufbauwerk, insbesondere der Wohnbau des Roten Wien thematisiert werden.

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